Delegiertenversammlung AS

«Die Situation ist toxisch»

Die Delegiertenversammlung des Unterverbands Administration und Services am 18. Mai in Olten war geprägt von lebhaften Diskussionen. Die Freude war gross, dass man sich wieder ohne Einschränkungen treffen konnte. Überschattet wurde das Treffen von den Ankündigungen der SBB, beim Personal sparen zu wollen.

Vizepräsident Patrick Bellon führte charmant durch die Delegiertenversammlung. Zentralpräsident Peter Käppler präsentierte auf unterhaltsame Weise einen Rückblick auf die Aktivitäten des AS im letzten Jahr und machte eine kurze Vorschau auf zukünftige Themen und Veranstaltungen. Zentralkassierin Viviane Mumenthaler präsentierte schwarze Zahlen – trotz budgetiertem Verlust. Mit Andreas Lüdin konnte jemand gefunden werden, der in Zukunft die Kommunikation des Unterverbands übernimmt. In der GPK ersetzt die Jurassierin Monique Linder den Jurassier Jean-Marc Mollard, der für sein jahrelanges Engagement beim SEV geehrt wurde. Bei den Berichten aus den Branchen und Sektionen wurden verschiedene Probleme angesprochen, z. B. Probleme bei der IT, «für die niemand verantwortlich sein will», die Schliessung von Dienststellen oder die Tücken der Rückkehr aus dem Homeoffice und der flexiblen Arbeitsplätze: «Wenn du am Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag ins Büro willst, findest du keinen Platz mehr, dafür herrscht am Montag und Freitag gähnende Leere», sagte Andy Matano, Präsident Branchen Konzern, IT, Immobilien, externe Mitglieder und Kader.

Arbeitsplätze müssen attraktiver werden

Das erste Gastreferat hielt SEV-Vizepräsidentin Valérie Solano. Sie sprach die Pläne der SBB an, Sparmassnahmen auf dem Buckel des Personals durchzuführen, und versprach, der SEV werde mit allen Mitteln gegen diese Pläne kämpfen: «Es kann nicht sein, dass die SBB die Angestellten nur noch als ’Ressource’ betrachtet und nicht mehr als ’Menschen’».

Das Referat löste zahlreiche Wortmeldungen aus. «Die Situation ist toxisch», sagte Manfred Schaffer, Präsident Sektion Bern. Einerseits versucht die SBB möglichst viel junge Fachkräfte anzustellen, andererseits werden die Arbeitsbedingungen laufend verschlechtert. Die Fluktuation beim Nachwuchs ist gross, denn oft verdienen junge Fachkräfte mehr und haben bessere Bedingungen, wenn sie Jobs ausserhalb der SBB finden.

Digitalisierung im Sinne des Personals

Auch das Gastreferat von Daniela Lehmann zum neuen Positionspapier zur Digitalisierung führte zu Diskussionen. Allzu oft wird zu wenig Zeit zur Verfügung gestellt, neue digitale Anwendungen richtig zu lernen. Auch die dauernde Erreichbarkeit ist problematisch. «Wenn du dich weigerst, in einer WhatsApp-Chat-Gruppe dabei zu sein, ist das zwar erlaubt, aber plötzlich verpasst du arbeitsrelevante Informationen, weil du nicht im Chat bist», sagte ein Kollege. Der SEV werde weiterhin dafür kämpfen, dass die Mitarbeitenden bestimmen können, mit welchen neuen Instrumenten sie arbeiten wollen, und nicht der Konzern, stellte Daniela Lehmann klar.

Michael Spahr
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